Forschung
Wie viel kostet ein Schwein?
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland, hat 2022 ein verpflichtendes staatliches Tierhaltungslabel vorgeschlagen, das die Bedingungen der Tierhaltung offenlegt. Das übergeordnete Ziel sind bessere Haltungsbedingungen für Nutztiere. Bessere Bedingungen werden mehr kosten, und es ist unklar, wer den zusätzlichen Preis bezahlen wird. Diese Studie untersucht die Präferenzen der Verbraucher und ihre Bereitschaft, für Schweinefleisch einen Preisaufschlag zu zahlen, der von den unterschiedlichen Haltungsbedingungen abhängt, die durch das Label angezeigt werden. Wenn die Verbraucher mehr zu zahlen bereit wären, könnten Landwirte, die ihre Ställe umbauen und höhere Kosten für die Tierhaltung haben, mit zusätzlichen Einnahmen rechnen.
Getestet wurden das ursprünglich geplante Label, ein reduktives monochromes Mehrstufenlabel, sowie drei weitere Label-Varianten:
- mit zusätzlicher tierhaltungsspezifischer Information über die einzelnen Stufen des Labels:
das Hauptkriterium für die Tierhaltungsstufen ist die Fläche, die jedes Tier zur Verfügung hat. Zunächst wird die verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung für frisches Fleisch, das von Mastschweinen gewonnen wurde, eingeführt. Im Gesetzestext gibt es genaue Vorgaben, welcher Schweinegewichtsklasse wieviele Quadratmeter Bodenfläche zustehen und wie groß eine eventuelle Außenfläche sein muss. Wir haben für die Labelstufen die Quadratmeter und eine Visualisierung des (über 50kg - 110 kg) Schweins in einem Stall dieser Größe ergänzt.
- mit zusätzlicher Interpretationshilfe: hierbei kamen Farben zum Einsatz, die anzeigen, wie jede einzelne der fünf Tierhaltungsstufen bewertet werden kann. Die Farben sind dem Label Nutri-Score entlehnt und damit den Konsumenten bereits bekannt.
- mit einer Kombination der beiden zusätzlichen Informationsebenen.
Im Rahmen der Studie wurden Daten in einer repräsentativen (nach Alter und Geschlecht) Online-Befragung in Deutschland erhoben, es wurden ausschließlich Schweinefleischesser (18+ Jahre) befragt. Die Stichprobengröße war n=2.015.
Die Mehrzahlungsbereitschaft wurde über ein Discrete-Choice-Experiment abgefragt und mittels Random-Parameter-Logit-Modell analysiert. Dabei standen folgende Forschungsfragen im Fokus:
- Wie effektiv ist das geplante verpflichtende staatliche Tierhaltungslabels? Sind die Befragten bereit, für höhere Tierhaltungsstandards mehr zu bezahlen?
- Erhöht eine zusätzliche tierhaltungsspezifische Information die Wirksamkeit des geplanten verpflichtenden staatlichen Tierhaltungslabels?
- Erhöht eine zusätzliche Interpretationshilfe durch rote, orangefarbene, gelbe, hellgrüne und dunkelgrüne Farbgebung der verschiedenen Stufen die Wirksamtkeit des geplanten verpflichtenden staatlichen Tierhaltungslabels?
- Wie ändern sich Wirksamkeit und (Mehr-)Zahlungsbereitschaft, wenn beide Informationsebenen ergänzt werden?
Projektteam
- Birgit Stoltenberg, Senior Researcher, NIM, birgit.stoltenberg@nim.org
- Dr. Vladimir Manewitsch, Senior Researcher, NIM, vladimir.manewitsch@nim.org
- Dr. Matthias Unfried, Head of Behavioral Science, NIM, matthias.unfried@nim.org
Publikationen
- Stoltenberg, B., Manewitsch, V., & Unfried, M. (2024). The power of information from a consumer perspective: Effectiveness and willingness to pay for improved animal welfare in the German pork market. EMAC Annual Conference 2024, 05/2024.
- Stoltenberg, B., Manewitsch, V., & Unfried, M. (2023). How much is the (labelled) pig? Effectiveness of and willingness to pay for the German animal husbandry label, NIM Working Paper Series, 8.
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