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Was bedeutet Freiheit in einer digitalen Welt für die Entscheidungsträger von morgen?
Neue Studie: „Voices of the Leaders of Tomorrow 2020“
Nürnberg/St. Gallen, 13. Mai 2020 – In Zukunft werden Entscheidungen immer häufiger im Spannungsfeld zwischen eigenem Willen, künstlicher Intelligenz und wirtschaftlichen Interessen getroffen. Sehen die Entscheidungsträger von morgen durch technologische Entwicklungen Einschränkungen ihrer Informations- und Entscheidungsfreiheit oder gar eine Bevormundung? Und wie beurteilen sie hierbei die Rolle von künstlicher Intelligenz? Haben ältere Generationen bei ihren Entscheidungen zu kurzfristig gedacht und auf Kosten der jüngeren gelebt? Bereits zum siebten Mal führte das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen die Studie „Voices of the Leaders of Tomorrow“ in Kooperation mit dem St. Gallen Symposium durch.
Der Fokus der diesjährigen Studie lag auf dem Thema „Human Freedom and Choice in the Light of Technological Change“ – menschliche Freiheiten und Entscheidungen unter Berücksichtigung des technologischen Wandels. Befragt wurden knapp 900 junge Toptalente aus dem Netzwerk des St. Gallen Symposiums.
Individuelle Freiheit braucht dort klare Grenzen, wo sie der Gesellschaft schadet
Das ist die klare Meinung der jungen Toptalente, darunter Führungsnachwuchs aus Unternehmen, junge Unternehmerinnen und Unternehmer und top qualifizierte Studierende, in der aktuellen Voices of the Leaders of Tomorrow Studie. Die jungen Nachwuchsführungskräfte fordern verantwortungsbewusstes Denken und üben deutliche Kritik an älteren Generationen: Sie kritisieren einen Freiheitsmissbrauch, der klar zulasten jüngerer Generationen geht. Sie beklagen insbesondere kurzfristiges Denken, Ausbeutung der Umwelt und einen zu starken Fokus auf Wirtschaftswachstum und den eigenen Wohlstand. Einer egozentrischen Interpretation von individueller Freiheit erteilen sie eine klare Absage.
Auch im Internet erwartet der junge Führungsnachwuchs mehr von Unternehmen. Viele halten es für angebracht, soziale Medien zu verpflichten, Fake News und Hassbotschaften zu zensieren und die Plattformen für Inhalte zur Verantwortung zu ziehen. Opt-In bei der Nutzung von persönlichen Daten sollte der Standard sein, sodass die Anwender die Hoheit über ihre Daten behalten.
Klare Kritik an neuen Technologien, die unsere Entscheidungsfreiheit einschränken
In neuen Technologien sehen die jungen Toptalente viele Vorteile, aber auch klare Schattenseiten. Fast zwei Drittel (65 Prozent) beklagen, dass ihr Smartphone ihre Konzentrationsfähigkeit untergräbt, und ähnlich viele (62 Prozent) finden, dass ihr Smartphone ihnen zu viel ihrer eigenen Zeit raubt. Ebenfalls etwa zwei Drittel fühlen sich durch Algorithmen, die Online-Inhalte filtern, in ihrer Informations- und Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Die Nutzung ausgeklügelter technischer Voreinstellungen zur Beeinflussung einer individuellen Entscheidung – sogenanntes „Nudging“ oder auch „Choice Architecture“ – betrachten sogar drei Viertel der Leaders of Tomorrow als „unfairen“ bis „nicht tolerierbaren“ Eingriff in ihre eigene Entscheidungsfreiheit.
Die Delegation von Entscheidungen an künstliche Intelligenz (KI) hängt stark von der Art der Aufgabe ab
Dies bedeutet aber nicht, dass die Nachwuchskräfte die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) in Entscheidungsprozessen grundsätzlich ablehnen. Vielmehr erwarten sie bei verschiedenen Aufgaben in Unternehmen bessere Entscheidungen durch eine Einbindung von KI in Entscheidungsprozesse. Rund die Hälfte der Befragten hält den Einsatz von KI sogar bei sensiblen Themen wie Personalentscheidungen für sinnvoll und drei Viertel sehen durch den Einsatz von KI klare Vorteile in der Produktentwicklung. Die meisten wollen aber, dass der Mensch trotzdem das letzte Wort bei der Entscheidung hat.
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„Den Leaders of Tomorrow ist es bei aller Offenheit für neue Technologien ein sehr wichtiges Anliegen, die menschliche Entscheidungsfreiheit gegen den wachsenden Einfluss von künstlicher Intelligenz und kommerziellen Interessen zu verteidigen“, kommentiert Dr. Andreas Neus, Geschäftsführer des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen, eines der zentralen Studienergebnisse. „Die Frage, wie wir als Menschen in einer zunehmend von KI mitgestalteten Welt eine sinnvolle Kontrolle über unsere Entscheidungen behalten, ist bisher nicht wirklich geklärt. Als Gesellschaft müssen wir sie aber dringend lösen.“
Zur Studie
An der Studie "Leaders of Tomorrow 2020" nahmen im Februar 2020 insgesamt 898 junge Führungskräfte, junge Start-up-Gründerinnen und -Gründer und Studierende aus mehr als 90 Ländern teil. Die Teilnehmenden der Studie rekrutieren sich aus dem weltumspannenden Netzwerk des St. Gallen Symposiums (Toptalente sind nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung). Der Studienbericht ist als Download auf der Website des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen und der Homepage des St. Gallen Symposiums ab heute verfügbar.
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Über das St. Gallen Symposium
Das St. Gallen Symposium ist weltweit die führende Initiative für generationenübergreifende Debatten über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Seit fast 50 Jahren folgen Führungskräfte, Visionäre und herausragende junge Hoffnungsträger der Einladung des International Students' Committees (ISC), um Chancen und Herausforderungen unserer Zeit zu adressieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Dadurch ist seit 1969 eine weitreichende und einzigartige Community entstanden. Während der vergangenen Symposien haben Persönlichkeiten wie Christine Lagarde (Internationaler Währungsfonds), Christian Mumenthaler (Swiss Re), Jack Ma (Alibaba Group), Professor Niall Ferguson (Harvard Universität), Fabien Curto Millet (Google) und Anders Fogh Rasmussen (NATO) die «St. Gallen Debatten» bereichert.
Über das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e.V. (NIM)
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ist eine Non-Profit-Organisation zur Erforschung von Konsum- und Marktentscheidungen. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis untersucht das NIM, wie sich Entscheidungen von Konsumenten und Unternehmen in Märkten ändern. Ziel ist es, zu verstehen, wie Verbraucher entscheiden, damit Marketingverantwortliche ihrerseits bessere Entscheidungen bei der Marktbearbeitung treffen können.
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