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Wärmewende: Kein Wärmepumpenboom in Sicht
Die Wärmewende in Deutschland gerät immer mehr ins Stocken. 2024 liegen die Verkaufszahlen von Wärmepumpen deutlich unter denen des Vorjahrs, gleichzeitig wird die Technologie zunehmend kontrovers diskutiert. Über die Gründe für die Zurückhaltung wird viel spekuliert. Für eine neue Studie hat das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) darum die Verbraucher nach ihrer Meinung gefragt. Die Ergebnisse zeigen, dass auch kurz- und mittelfristig nicht mit einem Wärmepumpenboom zu rechnen ist. Denn nur wenige Verbraucher denken aktuell über einen Heizungswechsel nach. Etwa jeder zweite Immobilienbesitzer in Deutschland lehnt den Einbau einer Wärmepumpe zum jetzigen Zeitpunkt ab.
500.000 neu installierte Wärmepumpen – das hat sich die Bundesregierung ab 2024 zum Ziel gesetzt. Hersteller rechnen jedoch nur mit etwa 200.000 verkauften Exemplaren. Die Ursachen für den schleppenden Absatz liegen beim Verbraucher und seinen Kaufentscheidungen. Diese sind vom politischen Hin und Her beim sogenannten Heizungsgesetz und der darin 2023 etablierten Förderlandschaft verunsichert. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Untersuchung, die das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) kürzlich veröffentlicht hat.
Auch Besitzer besonders alter Geräte planen nur in seltenen Fällen Heizungswechsel
Hier zeigt sich deutlich, wie wenig Bewegung aktuell auf dem Heizungsmarkt herrscht: Gerade einmal 14 Prozent der Immobilieneigentümer planen, innerhalb der nächsten 5 Jahre ihre Heizung auszutauschen. Und selbst Besitzer besonders alter Geräte möchten nur in seltenen Fällen einen baldigen Wechsel vornehmen. Von den Immobilieneigentümern mit Heizungssystemen, die 21 Jahre oder älter sind – das entspricht einem Anteil von 18 Prozent der Immobilieneigentümer in Deutschland – möchte innerhalb der nächsten 5 Jahre nur jeder fünfte einen Heizungstausch vornehmen. Überhaupt beschäftigen sich den intensiven öffentlichen Debatten zum Trotz rund zwei Drittel der Immobilieneigentümer aktuell überhaupt nicht mit dem Thema Heizungskauf. 32 Prozent geben an, nur bei einem Defekt die Heizung wechseln zu wollen. Weitere 33 Prozent haben sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt.
Immobilieneigentümer, die innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Heizungstausch planen, würden am häufigsten eine Wärmepumpe als Heizung einbauen (36 Prozent). Aber auch die Gas-Heizungsanlagen genießt immer noch Beliebtheit und landet auf Platz 2 der am häufigsten gewünschten Typen (16 Prozent). Auf Fernwärmeanschlüsse setzen nur 9 Prozent der demnächst wechselnden Immobilieneigentümer.
Hürden für Wärmepumpen: Kosten sowie Zweifel an der Klimafreundlichkeit
Warum meiden viele Verbraucher den Einbau einer Wärmepumpe? Die Hauptgründe liegen in den Anschaffungskosten, etwa jeder Zweite äußert entsprechende Bedenken. Auch die Erwartung hoher Betriebs- und Sanierungskosten (jeweils 28 Prozent) wird häufig vorgebracht, ebenso Zweifel an der Leistungsfähigkeit (30 Prozent). Themen wie Lärmbelästigung und fehlende Verfügbarkeit spielen eine untergeordnete Rolle. Mit 19 Prozent zweifelt ein nicht unerheblicher Teil der Immobilienbesitzer an der Umweltfreundlichkeit der Technologie. „Die für uns überraschend hohe Ablehnung von Wärmepumpen bremst die Wärmewende zusätzlich ab. Um hier etwas zu bewegen, müssten Konsumenten Positivbeispiele in ihrem direkten Umfeld erleben. Auch sind für viele Verbraucher wichtige Fragen zu Klimafreundlichkeit und Heizfähigkeit offensichtlich noch nicht beantwortet“, erklärt Studienautor Florian Ritter vom NIM.
Einmal Wärmepumpe, immer Wärmepumpe
Bei vielen Bedenken gegen Wärmepumpen, das legt die Studie nahe, scheint es sich um Vorurteile zu handeln. Denn drei Viertel der Wärmepumpenbesitzer sind mit ihrer Entscheidung so zufrieden, dass sie beim nächsten Heizungswechsel wieder auf eine Wärmepumpe setzen würden. Sie weisen von allen Heizungseigentümern damit nicht nur die höchste Heizungstreue auf, sondern verdeutlichen auch das technische und wirtschaftliche Potential der Technologie.
Fazit: Bei dem Thema Heizungen herrscht auf dem Markt derzeit Stillstand. Die Umsetzung einer Wärmewende gestaltet sich als problematisch, denn Immobilienbesitzer hegen Zweifel und scheuen deshalb die Investition. Nutzererfahrungen zeigen jedoch das Potential der Wärmepumpe auf. Was fehlt, sind stabile staatliche Vorgaben und eine langfristig gesicherte Fördergeldstruktur.
Studie und Fragebogen wurden vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) konzipiert. Erhoben wurden die Daten über den GfK eBUS®. Dafür wurden 2.012 Personen im Alter von 18-74 Jahren befragt, die die deutschsprachige Bevölkerung repräsentieren. Die Befragung wurde im Zeitraum 02.09.2024 bis 16.09.2024 durchgeführt.
Main Results auf einen Blick:
- Heizungsanlagen in Deutschland: Die Mehrheit der Immobilieneigentümer heizt mit Gas oder Öl. Fast die Hälfte der Heizungen in Privathäusern sind 11 Jahre oder älter.
- Kaum Heizungswechsel: Nur eine Minderheit der Immobilieneigentümer plant derzeit, die Heizung demnächst auszutauschen. Viele wollen eine funktionierende Heizung nicht austauschen. Auch Unsicherheiten spielen hier eine Rolle.
- Wunschheizung: Wer seine Heizung wechseln möchte, bevorzugt den Umstieg auf klimafreundliche Systeme. Der Grund dafür liegt vor allem im Klima- und Umweltschutz.
Die Haltung zu Wärmepumpen: Wärmepumpen sind derzeit der gefragteste Heizungstyp. Ihrem Einbau stehen aus Verbrauchersicht aber vor allem Sorgen
vor hohen Kosten sowie Zweifel an der Klimafreundlichkeit im Wege.Heizungsanlage und Mieter: Für Personen, die auf der Suche nach einer Mietwohnung sind, spielt die Heizungsanlage eine untergeordnete Rolle.
Über das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V.
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) ist eine Non-Profit-Organisation. Es untersucht an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis, wie sich Konsumentscheidungen durch neue Technologien oder gesellschaftliche Trends oder die Anwendung von Behavioral Science verändern und welche mikro- und makroökonomischen Auswirkungen das für den Markt und die Gesellschaft hat. Ein besseres Verständnis von Konsumentscheidungen und ihren Auswirkungen hilft Gesellschaft, Unternehmen, Politik und Konsumenten, bessere Entscheidungen im Sinne der sozial-ökologischen Marktwirtschaft und des „Wohlstands für Alle“ zu treffen.
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ist Gründer der GfK.
Weitere Informationen unter www.nim.org und LinkedIn.
V.i.S.d.P.
Sandra Lades
Head of Communication & Events
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