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E-Autos: Zweifel am Umweltnutzen ist größte Hürde
Mit der Eroberung der Kundenherzen tut sich das E-Auto in Deutschland schwer. Über die Gründe für die Kaufzurückhaltung wird viel spekuliert. Während die Einen die Probleme im Produkt selbst und damit im Kaufpreis, der Reichweite und der Ladezeit vermuten, machen Andere die Lade-Infrastruktur und das Förderchaos verantwortlich. Eine neue Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) zeigt, dass diese Punkte aus Verbrauchersicht zwar Hürden bei der E-Auto-Nutzung darstellen. Tatsächlich sind es aber insbesondere die Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos, die einem Kauf im Wege stehen.
Wer nicht glaubt, dass E-Autos besser für Umwelt und Klima sind als Verbrenner, möchte sich auch kein E-Auto zulegen. Von allen in der Studie zur Auswahl stehenden Gründen hat die Wahrnehmung der Umweltwirkung den stärksten negativen Zusammenhang mit der Kaufbereitschaft der Verbraucher. Weitere häufig genannte Hürden sind die unzureichende Reichweite, die schlechte Lade-Infrastruktur und das Fehlen einer eigenen Lademöglichkeit in Kombination mit zu langen Ladezeiten an öffentlichen Ladesäulen. Bei den Anschaffungskosten ist allerdings kein Zusammenhang mit der Kaufintention festzustellen.
„Jeder dritte Verbrenner-Fahrer äußert Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos, und damit grundsätzliche Vorbehalte gegen die Technologie. Wer diese Zweifler für die E-Mobilität gewinnen möchte, wird das nicht über technische Fortschritte an Fahrzeug und Infrastruktur alleine schaffen“, meint NIM-Forscher und Studienautor Dr. Michael Zürn. „Konsumenten brauchen also nicht nur produkt- und infrastrukturbezogene Verbesserungen, sondern auch glaubwürdige und belastbare Informationen zur Umweltbilanz der Motortypen.“
Bei vielen Hürden scheint es sich um Vorurteile zu handeln
Bei vielen Bedenken, auch das legt die Studie nahe, scheint es sich um Vorurteile zu handeln. So berichten E-Auto-Fahrer über vergleichsweise wenige Probleme in ihrem Auto-Alltag. Während beispielsweise 52 Prozent der Nicht-E-Auto-Fahrer über eine unzureichende Reichweite klagen, stören sich daran lediglich 25 Prozent der E-Auto-Fahrer. Um Vorurteile gegenüber E-Autos abzubauen, könnte es demnach hilfreich sein, Elektromobilität einfacher zugänglich und vor allem erlebbar zu machen.
Fast die Hälfte der Autofahrer kann sich die Anschaffung eines Stromers vorstellen
Für jene, die die Elektrifizierung des Automobilsektors befürworten, liefert die Studie weitere positive Erkenntnisse. Zum einen liegt die Preisbereitschaft der Deutschen für Elektrofahrzeuge höher als beim Verbrenner. Zum anderen kann sich fast die Hälfte der Deutschen vorstellen, zukünftig Stromer zu fahren. Für 18 Prozent wird das nächste Fahrzeug ziemlich oder ganz sicher (wieder) ein E-Auto sein, 24 Prozent der Befragten sind sich diesbezüglich noch unsicher. Besonders groß ist die Antriebstreue bei Personen ausgeprägt, die bereits ein E-Auto fahren: 64 Prozent dieser Personen wollen beim Stromer bleiben, bei Hybrid-Fahrern beabsichtigen 39 Prozent den Wechsel zum reinen Elektroantrieb.
Förderung und Kosten, der Umwelt- und Klimaschutzaspekt, aber auch das Fahrerlebnis motivieren E-Auto-Fahrer
Warum haben sich E-Auto-Fahrer den Stromer zugelegt? Hier überwiegen aus Kundensicht pragmatische Gründe wie staatliche Förderungen (41 Prozent) und geringe Betriebs- und Wartungskosten (36 Prozent). Aber auch idealistische Motive wie der Klimaschutz (38 Prozent) und emotionale Motive wie das besondere Fahrerlebnis (28 Prozent) spielen eine Rolle. Ob das nächste Fahrzeug wieder ein Stromer wird hängt insbesondere damit zusammen, wie sich die Kosten für Treibstoff, Steuern und Werkstatt entwickeln. Die Beibehaltung von staatlichen Förderungen spielt für E-Auto-Fahrer hingegen keine große Rolle. Demnach wäre zu überlegen, ob eine mögliche neue staatliche Kaufprämie auf Erstkäufer begrenzt werden sollte.
Die Förderung von E-Autos ist in Deutschland stark umstritten
Unterstützer (53 Prozent) und Gegner (47 Prozent) einer staatlichen E-Auto-Förderung halten sich in Deutschland derzeit in etwa die Waage. Förderungs-Befürworter halten insbesondere die Subventionierung des E-Auto-Kaufs für sinnvoll (51 Prozent). Auch die Subventionierung von Ladestrom (39 Prozent) und von privater Ladeinfrastruktur (37 Prozent) genießen in dieser Gruppe hohe Zustimmungswerte. Das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren hingegen stößt auch bei Befürwortern von Fördermaßnahmen auf wenig Zustimmung – nur 23 Prozent unterstützen es.
Studie und Fragebogen wurden vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) konzipiert. Erhoben wurden die Daten über den GfK eBUS®. Dafür wurden 2.000 Personen im Alter von 18-74 Jahren befragt, die die deutschsprachige Bevölkerung repräsentieren. Die Befragung wurde im Zeitraum 22.08.2024 bis 02.09.2024 durchgeführt.
Key Insights auf einen Blick:
- Hürden bei der E-Auto-Nutzung: Reichweiten-Bedenken, und vor allem die Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos wirken sich negativ auf die Kaufintention aus. Bei vielen Hürden scheint es sich jedoch um bloße Vorurteile zu handeln.
- Potenzial von E-Autos: Fast die Hälfte der Autofahrer kann sich die Anschaffung eines Stromers vorstellen. Die Deutschen sind auch bereit, für E-Autos mehr Geld zu bezahlen als für Verbrenner.
- Gründe für die E-Auto-Nutzung: Aus Kundensicht entscheidend sind Förderung und Kosten, der Umwelt- und Klimaschutzaspekt, aber auch das besondere Fahrerlebnis. Vor allem niedrige Nutzungskosten binden E-Auto-Fahrer an den Antrieb.
- Politik und E-Autos: Die Förderung von E-Autos ist in Deutschland stark umstritten. Den größten Rückhalt besitzt noch die Subventionierung beim Kauf. Ein Verbrennerverbot wird von einer übergroßen Mehrheit abgelehnt.
Über das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen e. V.
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) ist eine Non-Profit-Organisation. Es untersucht an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis, wie sich Konsumentscheidungen durch neue Technologien oder gesellschaftliche Trends oder die Anwendung von Behavioral Science verändern und welche mikro- und makroökonomischen Auswirkungen das für den Markt und die Gesellschaft hat. Ein besseres Verständnis von Konsumentscheidungen und ihren Auswirkungen hilft Gesellschaft, Unternehmen, Politik und Konsumenten, bessere Entscheidungen im Sinne der sozial-ökologischen Marktwirtschaft und des „Wohlstands für Alle“ zu treffen.
Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ist Gründer der GfK.
Weitere Informationen unter www.nim.org und LinkedIn.
V.i.S.d.P.
Sandra Lades
Head of Communication & Events
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Gründer der GfK
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