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Die eigenen vier Wände zählen – riskante Anlageformen zunehmend unattraktiv
Die deutschen Privatanleger setzen vor allem auf Sicherheit. Das eigene Haus, der Bausparvertrag und die betriebliche Altersvorsorge sind derzeit die attraktivsten Anlageformen. Auch das klassische Sparbuch spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Die anderen zehn befragten Nationen schreiben Risikovermeidung bei Geldanlagen ebenfalls groß. Das ergab das aktuelle GfK-Investmentbarometer, das der GfK Verein regelmäßig zusammen mit dem Wall Street Journal Europe durchführt.
Geld in die eigenen vier Wände zu investieren erscheint den Deutschen derzeit sinnvoll: 77 Prozent der privaten Finanzentscheider halten eine Investition in die eigene Wohnung oder ins eigene Haus für attraktiv oder sehr attraktiv. Damit befinden sie sich in guter Gesellschaft: In acht der insgesamt elf befragten Nationen gilt Privateigentum ebenfalls als die attraktivste Anlageform – wobei nur Spanien mit etwas über 70 Prozent einen ähnlich hohen Wert wie Deutschland erreicht. Dass für die Deutschen Sicherheit besonders zählt, zeigen auch die weiteren Produkte auf der nationalen Attraktivitätsrangliste: Platz zwei – mit immerhin 45 Prozent – belegt der Bausparvertrag, gefolgt von der betrieblichen Altersvorsorge (41 Prozent) und Gold (37 Prozent).
Aktien dagegen schenken deutsche Sparer kaum noch Vertrauen. Mit acht Prozent liegen sie ganz hinten auf der Attraktivitätsskala. In denUSA, in Polen und Schweden dagegen halten jeweils etwa ein Viertel der Privatanleger diese Anlageform für attraktiv oder sehr attraktiv. Für Prof. Dr. Raimund Wildner, Geschäftsführer des GfK Vereins, liegen die Gründe auf der Hand: „Deutsche Anleger waren schon immer sehr sicherheitsbewusst. Dies hat sich durch die hohe Volatilität der Börse in den letzten Jahren noch verstärkt. Auch die Diskussion um die Stabilität des Euro führt dazu, dass risikoarme und an Sachwerten orientierte Anlageformen wie der Kauf einer Eigentumswohnung oder das Abschließen eines Bausparvertrags hoch attraktiv sind.“
Ideal und Wirklichkeit klaffen bei der Geldanlage auseinander
Fragt man allerdings danach, wie die Menschen in Deutschland ihr Geld tatsächlich angelegt haben, so ergibt sich ein etwas anderes Bild: Zwar liegt Wohneigentum mit 45 Prozent auch real auf Platz 1, im internationalen Vergleich ist dieser Wert jedoch relativ niedrig. Nur in Portugal und Frankreich investieren noch weniger Menschen in die eigenen vier Wände.
Das klassische Sparbuch, dass nach der Attraktivitätsrangliste eigentlich Platz 9 belegen müsste, folgt in Deutschland dagegen gleich hinter dem Wohneigentum auf Platz 2: 43 Prozent der Befragten haben derzeit ihr Geld so bei der Bank angelegt. Auf den nachfolgenden Plätzen rangieren ebenfalls risikoarme Sparmöglichkeiten: 31 Prozent der Befragten zahlen in einen Bausparvertrag ein, 28 Prozent legen Geld zu Hause beiseite und in eine private Kapitallebensversicherung investieren 25 Prozent.
Private Anleger wollen auch künftig das Risiko meiden
Auch bei der Frage, in welche Anlagemöglichkeiten die deutschen Sparer in den nächsten 12 Monaten stärker oder weniger stark investieren wollen, zeigt sich, dass die Menschen sehr vorsichtig geworden sind. Sparen – egal in welcher Form – ist derzeit unattraktiv. Am ehesten würden die Befragten ihr Geld noch in die eigenen vier Wände stecken: 12 Prozent sagen, dass sie mehr oder viel mehr in den nächsten 12 Monaten in ihr eigenes Zuhause investieren wollen. Allerdings geben auch 25 Prozent an, dass sie die eigene Immobilie verkaufen oder weniger in diese investieren wollen. Damit wollen – selbst beim beliebten Eigenheim – mehr Menschen deinvestieren als investieren.
Auch Gold ist nicht mehr das Anlageprodukt der Zukunft, was sicher auch an dem inzwischen stark gestiegenen Goldpreis liegt. Von jenen Privatanlegern, die derzeit Gold besitzen, geben 20 Prozent an, es verkaufen zu wollen. Allerdings erscheint das Edelmetall einigen seiner Besitzer auch als sicherer Hafen, denn ebenso viele wollen in den kommenden 12 Monaten mehr in Gold investieren. Unter allen Befragten, also auch jene eingeschlossen, die bisher nicht in Gold investiert haben, reduziert sich der Wert aber drastisch: nur 4 Prozent wollen in den kommenden Monaten die Goldanlage wählen. Deutliche Verlierer im Investitionsranking hingegen sind die Produkte der Börse. 17 Prozent geben an, ihr Engagement in Aktien in den nächsten 12 Monaten reduzieren zu wollen, 28 Prozent wollen sogar ganz aus dem Geschäft mit den Börsenpapieren aussteigen. Fast ebenso schlechte Werte erzielen auch die festverzinslichen Wertpapiere, die Investmentfonds und fondsgebundene Lebensversicherungen.
Zur Studie
Seit 1999 liefert das GfK-Investmentbarometer Daten zum Verhalten von Privatanlegern in Europa und den USA. In der aktuellen Studie wurde unter anderem danach gefragt, welche Finanzanlagen private Finanzentscheider besitzen, wie attraktiv sie die verschiedene Sparmöglichkeiten/Finanzprodukte einschätzen und in welche Anlageformen sie in den kommenden 12 Monaten einerseits verstärkt, andererseits vermindert investieren wollen. Dafür wurden im Oktober und November 2011 in den Ländern Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Schweden, Spanien und den USA insgesamt 9.764 private Finanzentscheider über 14 Jahre befragt.
Zum GfK Verein
Der GfK Verein ist eine 1934 gegründete Non-Profit-Organisation zur Förderung der Marktforschung. Er setzt sich aus rund 600 Unternehmen und Einzelpersonen zusammen. Zweck des Vereins ist es, innovative Forschungsmethoden in enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen zu entwickeln, die Aus- und Weiterbildung von Marktforschern zu fördern und die für den privaten Konsum grundlegenden Strukturen und Entwicklungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu verfolgen sowie deren Auswirkungen auf die Verbraucher zu erforschen. Die Studienergebnisse werden den Mitgliedern des Vereins kostenlos zur Verfügung gestellt.
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