Forschung
Wie beeinflussen CO2-Fußabdrücke unsere Entscheidungen?
Oft gilt die politische Regulierung von Unternehmen als das wichtigste Instrument zur Bekämpfung der Klimakrise. Letztendlich werden jedoch alle wirtschaftlichen Aktivitäten von den Entscheidungen der Verbraucher gesteuert, denn jedes Unternehmen, das die Unterstützung der Verbraucher verliert (z. B. wegen seines nicht nachhaltigen Geschäftsmodells), wird seine Aktivitäten eher früher als später einstellen müssen. Daher könnten Maßnahmen, die auf die Entscheidungen der Verbraucher abzielen, am Ende die wirksamste Waffe gegen den Klimawandel sein.
Verbrauchern Informationen über ihren CO2-Fußabdruck (oder den eines Produkts) zu geben, ist derzeit ein viel diskutierter Ansatz, um nachhaltigere Entscheidungen anzustoßen. Allerdings sind weder die Konsequenzen für das Verbraucherverhalten noch die kognitiven Folgen der Verfügbarkeit jener Informationen ausreichend bekannt.
Im Allgemeinen ist der CO2-Fußabdruck westlicher Verbraucher zu hoch, wenn die globale Erwärmung auf einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von etwa 1,5° bis 2050 begrenzt werden soll. Während einige argumentieren, dass die Bereitstellung von Informationen über den CO2-Fußabdruck die Nachfrage nach weniger kohlenstoffintensiven Alternativen erhöhen wird, gehen wir davon aus, dass diese Informationen zunächst selbstbezogene Emotionen (z.B. Schuldgefühle) auslösen werden. Es ist natürlich denkbar, dass sich diese emotionale Reaktion in einer Verhaltensänderung niederschlägt, aber es ist ebenso möglich, dass die Verbraucher stattdessen ihr Denken ändern. Insbesondere könnten die Verbraucher versuchen, negative Emotionen abzuwehren, indem sie ihre Überzeugungen, Einstellungen oder Attributionen als Abwehrreaktionen ihres "psychologischen Immunsystems" ändern. Das heißt, die Verbraucher könnten z.B. versuchen, die kognitive Konsistenz wiederherzustellen, indem sie ihre Überzeugungen und Einstellungen zur Klimakrise ändern. So könnte beispielsweise eine verstärkte Skepsis gegenüber dem Trend, der Zuschreibung, den Auswirkungen oder der Fähigkeit des Menschen, den Klimawandel abzumildern, die negativen Emotionen lindern, die durch das eigene Verhalten (oder den damit verbundenen CO2-Fußabdruck) ausgelöst werden. In ähnlicher Weise könnte ein erhöhtes Schuldgefühl dazu führen, dass die Verantwortung anderen wirtschaftlichen Akteuren (d.h. Politik und Unternehmen) zugeschrieben wird, um das negative emotionale Erleben zu verringern.
In diesem Forschungsprojekt führen wir eine Reihe von Verhaltensexperimenten durch, um die psychologischen Prozesse zu untersuchen, durch die der CO2-Fußabdruck emotionale Reaktionen, Einstellungen und Überzeugungen über die Klimakrise, die wahrgenommene Verantwortung der Verbraucher sowie die Bereitschaft, sich an Gegenmaßnahmen zu beteiligen, beeinflusst. Die Ergebnisse werden Aufschluss darüber geben, unter welchen Bedingungen Informationen über CO2-Fußabdrücke zu nachhaltigeren Verbraucherentscheidungen führen können und wann und wie die Bereitstellung solcher Informationen nach hinten losgehen kann.
Projektteam
- Dr. Michael K. Zürn, Senior Researcher, NIM, michael.zuern@nim.org
Kooperationspartner
- Dr. Thorsten M. Erle, Assistant Professor, Tilburg University
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