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GfK-Tagung 2012: Mobilität, Kommunikation und Konsum - Alles, überall und zu jeder Zeit?
GfK-Tagung 2012: Mobilität, Kommunikation und Konsum - Alles, überall und zu jeder Zeit?
Durchschnittlich 80 Minuten ist jeder Konsument in den westlichen Industrieländern täglich unterwegs. Moderne Kommunikationsgeräte wie Handys, Smartphones, Netbooks oder Tablet-PCs ermöglichen es, im Idealfall mit nur einem Gerät permanent erreichbar zu sein und so ganz unterschiedliche Dinge zu tun, wie Nachrichten zu versenden und Termine zu planen, Fotos und Videos anzuschauen und aufzunehmen, Musik zu hören, in sozialen Netzwerken aktiv zu sein, Freundschaften zu pflegen oder auch online etwas einzukaufen. Und das alles zu jedem Zeitpunkt und an vielen Orten auf dem Globus.
Die diesjährige GfK-Tagung griff dieses Thema mit aktuellen Daten und philosophischen Reflexionen auf
Programm
- 10:15
Peter Zühlsdorff | Präsident des GfK Vereins - 10:20
Herbert Lechner | Division Manager Mobility | GfK Panel Services Deutschland, GfK SE | Nürnberg
Dr. Hans-Georg Niemeyer | Leiter Konzernmarktforschug Deutsche Bahn Mobility Logistics AG | Berlin
“Mobilität und Kommunikation in Deutschland: Ergebnisse der GfK Mobilitätsforschung” - 11:10
Robert Wucher | Division Manager Technology Germany, Consumer Experiences | GfK SE | Nürnberg
“Mobile Kommunikation in Europa: Ergebnisse aus 9 Ländern” - 12:45
Prof. Dr. Bernhard Pörksen | Medienwissenschaftler und Buchautor | Universität Tübingen
“Die Zukunft der Reputation” - 12:00
Kaffeepause - 13:35
Peter Zühlsdorff | Präsident des GfK Vereins
Verabschiedung
Vortrag 1
MOBILITÄT UND KOMMUNIKATION IN DEUTSCHLAND: ERGEBNISSE DER GfK MOBILITÄTSFORSCHUNG
Herbert Lechner | Division Manager Mobility | GfK Panel Services Deutschland, GfK SE | Nürnberg
Dr. Hans-Georg Niemeyer | Leiter Konzernmarktforschug Deutsche Bahn Mobility Logistics AG | Berlin
Kontakt Herbert Lechner
Die Evolution des Reisens ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Verkehrsmittel: ausgehend von Tieren als erste Verkehrsmittel entstand mit dem Aufkommen der Massentransportmittel im 19. Jahrhundert auch der Markt für kommerzielle, organisierte Freizeitreisen für breitere Bevölkerungsschichten.
Mobilität in Deutschland heute: die verkehrsmittelgestützte Mobilität in Deutschland ist heute kennzeichnend für eine moderne Dienstleistungsgesellschaft, in der die Menschen täglich zu vielfältigen Anlässen und mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Nach wie vor spielt in der kurzen Reiseentfernung der motorisierte Individualverkehr in Form des PKW eine dominierende Rolle: 94 % aller PKW-Fahrten finden im Nahbereich unter 50 KM statt. Die aktuell laufende Modelloffensive elektrisch angetriebener PKW als alternative Antriebsform für Fahrten im Nahbereich – steht gegenwärtig noch einer ungewissen Verbrauchernachfrage gegenüber.
Deutschland wird mobiler: zunehmende beruflich erforderliche räumliche Flexibilität sowie auch der seit einigen Jahren beobachtbare Trend zu Urlaub in Deutschland hat die überregionale Mobilität mit dem PKW zwischen 2009 und 2011 stark anwachsen lassen.
Nutzung mobiler Kommunikationsgeräte nach Mobilitätsverhalten: parallel zur wachsenden räumlichen Mobilität sind auch die Abverkaufszahlen mobiler Endgeräte mit Internet-Anschluss deutlich angestiegen: eine Analyse der Besitzer mobiler Kommunikationsgeräte mit Internet-Anschluss nach ihrem Mobilitätsverhalten zeigt unterschiedliche Mobilitätsanlässe und Nutzungsarten von unterwegs: zum einen die Gruppe der hochmobilen Personen (HIMOC), die häufig beruflich unterwegs sind und während der Reise kontinuierlich berufliche Aufgaben wahrnehmen und Auskunftsseiten nutzen, zum anderen die Gruppe der eher privat Reisenden (LOMOC), die unterwegs mit Freunden telefonieren/ chatten. Beiden Gruppen gemeinsam ist, dass sie auch unterwegs permanent auf dem Laufenden sein wollen und damit für Werbetreibende auch unterwegs erreichbar sind. Mobilitätsdienstleister müssen sich der Herausforderung stellen, nicht nur die räumliche Mobilität sicherzustellen, sondern auch die Konnektivität während der Reise zu gewährleisten.
Positionierung Deutsche Bahn als Mobilitätsdienstleister: die DB ist zweitgrößter Anbieter im europäischen Personenverkehrsmarkt und befördert jährlich 2,7 Mrd. Reisende per Bahn und Bus. Die DB ist nicht mehr nur ein reiner Transporteur. Sie bietet ihren Kunden vielmehr einerseits integrierte räumliche Mobilitätslösungen mit Produkten wie z.B. Flinkster, nutzt andererseits aber auch die mobile Ansprache der Kunden entlang des Informations- und Kaufentscheidungsprozesses: von der Fahrplan-Auskunft (App Rail Navigator) über den Ticket-Kauf (App DB-Tickets) und entsprechender mobiler Produktvertriebsformen (Handy-Ticket, Touch & Travel) bis hin zur zukünftigen Haltestellenfindung über eine Augmented Reality App.
Vortrag 2
Robert Wucher | Division Manager Technology Germany, Consumer Experiences | GfK SE | Nürnberg
MOBILE KOMMUNIKATION IN EUROPA: ERGEBNISSE AUS 9 LÄNDERN
Kontakt Robert Wucher
Mobile Kommunikation wird immer wichtiger. Vor fünf Jahren noch Werkzeug für eine Minderheit, wurden allein im letzten Jahr 95 Mio. mobile Endgeräte in den 9 untersuchten Ländern abgesetzt. Das hat in mehrfacher Hinsicht Konsequenzen für die Konsumenten.
Der Alltag verändert sich mit zunehmender mobiler Vernetzung, indem mobile Geräte einen höheren Stellenwert einnehmen als etwa ein analoger Geldbeutel, aber auch andere Geräte zur Organisation des Alltags ersetzen. Soziale Kontakte und der Medienkonsum verlagern sich ins Virtuelle.
Wichtigste Endgeräte sind dabei Smartphones; Tablets und Netbooks sind noch nicht so weit verbreitet und spielen bisher nur bei der bereits sehr mobilen Gruppe eine Rolle. Diese unterscheiden kaum mehr zwischen der Internetnutzung unterwegs und zu Hause, was sich bei den Orten der Internetnutzung zeigt: Die Orte werden mit zunehmender Vernetzung weniger funktional und dafür öffentlicher, außerdem nimmt die Anzahl der Orte zu.
Insgesamt zählt in Europa gut jeder Zehnte zu den bereits stark mobil Vernetzten, während 4 von 10 Verbrauchern noch überhaupt nicht vernetzt sind. Regional sind die Niederlande und Großbritannien Vorreiter in Europa, die anderen Länder können hier noch aufschließen. Russland polarisiert mit dem höchsten Anteil an sehr mobil Vernetzten und gleichzeitig dem höchsten Non-Connected-Anteil. Polen hat bislang den niedrigsten Anteil an sehr mobil Vernetzten.
Differenziert nach Lebenswelten sind Jugendliche, Studierende, Junge Top und Mitte über alle Länder betrachtet besonders mobil vernetzt. Mobile Vernetzung ist also eine Frage des Alters und der Bildung bzw. des Einkommens und des Berufs. Durch den hohen Entwicklungsstand bei den jungen Lebenswelten werden sich die Unterschiede künftig jedoch mehr und mehr angleichen.
Bei allen Unterschieden je nach Ausprägung der mobilen Vernetzung gibt es auch gemeinsame Grundbedürfnisse: Die Datensicherheit bei der Internetnutzung wie auch bei der Online-Speicherung gehört ebenso dazu wie das Bedürfnis nach Auszeiten bei der Erreichbarkeit.
Für Industrie, Dienstleistungen, Handel und Medien impliziert die mobile Evolution in Europa unter anderem, das Grundbedürfnis nach Sicherheit zu bedienen und das Bedürfnis nach Auszeiten zu respektieren. Darüber hinaus gilt es Organisationen, Marken und Produkte fit für das mobile digitale Zeitalter machen.
Vortrag 3
Prof. Dr. Bernhard Pörksen | Medienwissenschaftler und Buchautor | Universität Tübingen
DIE ZUKUNFT DER REPUTATION
Reputation verstanden als die positive Wahrnehmung von Personen, von Unternehmen und Marken, aber auch von ganzen Staaten oder Nationen ist unter den neuen Kommunikations- und Medienbedingungen stets fundamental gefährdet. Reputationsaufbau ist schwer, dauert lang und ist mühsam. Reputationszerstörung ist im Zeitalter des Web 2.0, der mobilen Überall-Medien und der indiskreten Technologien (Handys, Smartphones) unendlich leicht geworden.
Mobilität gilt nicht mehr nur für Menschen, die reisen, permanent unterwegs sind, von überall her blitzschnell auf alles zugreifen, was sie an Information brauchen. Hochgradig mobil sind heute auch die Materialien selbst geworden, die Dokumente der Blamage und der Demontage, die privaten Nachrichten und die diskreten Botschaften. Sie besitzen, einmal in Bites und Bytes verwandelt, eine neue Leichtigkeit und Beweglichkeit. Sie lassen sich blitzschnell verbreiten und kopieren, in immer neue, immer andere Kontexte verschieben, bei Bedarf immer wieder recyceln und aktualisieren. Die Folge: Unternehmen müssen neue Strategien des Reputationsmanagements entwickeln, auch und gerade im Krisenfall.
Überdies zeigt sich: Das Netz, insbesondere Soziale Medien, wirken längst normativ in die Gesellschaft hinein. Wer auf Kontrolle, Zensur, Unterdrückung setzt, wird angreifbar (Streisand-Effekt). Kunden und Konsumenten erwarten den Dialog; sie wollen nicht abgebürstet, sondern ernst genommen werden. Sie erwarten eine Kommunikation, die sich nahbar, authentisch, berührbar zeigt. Noch 1999 formulierten die Macher des visionären Cluetrain-Manifests, das die sich abzeichnende Netzökonomie beleuchtet: Märkte sind Gespräche. Im Social-Media-Zeitalter gilt: Märkte sind Dialogzwänge.