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Zitiervorschlag

Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (2023). Challenges of Nations. Welche großen Aufgaben heute und in Zukunft in der Gesellschaft zu lösen sind. Eine Befragung in acht Ländern.

Jahr

2023

Autorinnen und Autoren
Tobias Biró,
Dr. Andreas Neus
Titel der Publikation
Challenges of Nations 2023 – Die größten gesellschaftlichen Aufgaben der Gegenwart und Zukunft.
Publikation
NIM Studien
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Challenges of Nations 2023 – Die größten gesellschaftlichen Aufgaben der Gegenwart und Zukunft.

Die NIM-Sorgenstudie. Wissen, was Menschen bewegt.

Können wir uns das Leben überhaupt noch leisten? Wie sollen die Zugewanderten integriert werden? Welche Rolle spielt Deutschland in den verschiedenen, aktuell relevanten Krisen?

Schlagzeilen wie diese prägen 2023 die mediale und auch die politische Debatte. Doch sind diese „lauten“ Themen auch tatsächlich diejenigen, die die Menschen in Deutschland als besonders dringende Herausforderungen ansehen? Für die Studie „Challenges of Nations 2023“ hat das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) repräsentativ Menschen in 8 Ländern gefragt, welche Herausforderungen sie heute und in 5 bis 10 Jahren als besonders dringend ansehen.

Das Ergebnis ist eine internationale Sorgenstudie.

Key Insights

  • Die Deutschen sehen den Klimaschutz als Hauptaufgabe der Gegenwart und der Zukunft.

  • Die schwindende Kaufkraft macht weltweit am meisten Sorgen.

  • Die Problemwahrnehmung ist mehr eine Generationenfrage als eine von Einkommen oder Geschlecht.

  • Die Zahl der wahrgenommenen Probleme hat stark zugenommen.

Eine Besonderheit der Studie ist die offene Fragestellung: Den Befragten wird kein Antwortkatalog vorgelegt. Sie antworten spontan und ohne Beeinflussung. Damit können auch persönliche Ansichten Gehör finden, die in der öffentlichen Diskussion vielleicht weniger präsent sind.

Die Studie bietet so ein repräsentatives Stimmungsbild und eine zusätzliche Grundlage für die Arbeit von Entscheidern aus Politik und Wirtschaft.

Welche aktuellen Herausforderungen beschäftigen die Befragten?

Der Einkaufswagen ist halb voll, und die Geldbörse schon wieder leer? Dieses Problem beschäftigt die Menschen in England und Frankreich besonders. 70 Prozent der Briten und 57 Prozent der Franzosen machen sich über die schwindende Kaufkraft und die steigenden Preise die größten Sorgen. In Deutschland erreicht dieses Thema Platz 2 im Sorgenranking. Das zeigt, dass die steigende Inflation ihre Spuren in der Bevölkerung hinterlässt. Nur der Umwelt- und Klimaschutz ist derzeit für mehr Menschen relevanter und die aktuell größte Herausforderung aus Sicht der deutschen Gesellschaft. Und im Vergleich zur letzten Befragung 2018 ist dieses Thema deutlich wichtiger geworden. Lediglich 9 Prozent der Befragten nannten Umwelt- und Klimaschutz vor 5 Jahren als dringendes gesellschaftliches Problem – 2023 sind es rund 48 Prozent. Die Themen Zuwanderung und Integration zeigen eine gegenteilige Entwicklung. Während 2018 noch 53 Prozent der Befragten diese als dringende Herausforderungen betrachteten, sank der Wert 2023 auf 38 Prozent.

Damit zeichnet sich in Deutschland beim Thema Migration erstmals eine Abkopplung von Zuwanderung und der Sorge davor ab. Während die Migrationswellen Anfang der 90er-Jahre und 2015 große Bedenken auslösten, hat die Ankunft von ca. 1 Mio. Schutzsuchenden aus der Ukraine 2022 nicht zu einem ansteigenden Migrations-Sorgenwert geführt.

Der Blick in die Zukunft zeigt: Klimaschutz bleibt relevant.

Doch wie schnell können diese großen Herausforderungen unserer Zeit gelöst werden? Die Befragten in den 8 Ländern gehen bei den meisten Aufgaben nicht davon aus, dass sie zeitnah gelöst werden können. Sie vermuten vielmehr, dass ein erheblicher Teil der aktuellen Sorgen auch in den nächsten 5 bis 10 Jahren relevant bleiben wird – wenn auch mit abnehmender Intensität. Nur beim Klima- und Umweltschutz wird auf internationaler Ebene mit einer zunehmenden Dringlichkeit gerechnet. Dieses Thema erweist sich in den in der Studie berücksichtigten Länder als Zukunftsaufgabe Nummer 1.

Nochmal zu Deutschland: Trotz des laufenden demografischen Wandels und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Altersversorgung und Sozialsysteme betrachten die Deutschen diesen Bereich derzeit nicht als Top-Herausforderung. Für die Zukunft nimmt die Relevanz aus Sicht der deutschen Bevölkerung sogar noch weiter ab. Ganz anders stellt sich die Situation in Japan dar, wo die Bevölkerung im Durchschnitt noch älter ist als in Westeuropa. Dort gehören die Überalterung und die niedrige Geburtenrate zu den dringlichsten gesellschaftlichen Problemen, ohne absehbare kurzfristige Lösung.

Die Problemwahrnehmung als Generationenfrage?

Mit Blick auf die Geschlechter nennen international gesehen Frauen mehr Probleme als Männer. Insgesamt haben die soziodemografischen Merkmale Geschlecht und auch Einkommen aber nur einen geringen Einfluss auf die Problemwahrnehmung.

Deutlichere Unterschiede zeigen sich hingegen im Altersvergleich. So sehen z. B. die 60- bis 69-Jährigen beim Thema Zuwanderung den größten Handlungsbedarf, während für die jüngere Bevölkerung Bildungswesen und Arbeitsmarkt wesentlich wichtiger sind. Die Problemwahrnehmung ist also viel stärker eine Generationenfrage als eine der weiteren soziodemografischen Merkmale. Einig sind sich die verschiedenen Altersgruppen jedoch bei der Dringlichkeit der Herausforderung Klimaschutz – dabei handelt es sich also nicht um ein reines Jugendthema.

Die Antworten machen deutlich: Die Multikrise ist in der Gesellschaft angekommen.

Ein Trend zeichnet sich in allen Gesellschaften und Bevölkerungsschichten gleichermaßen ab: Die Anzahl der genannten Probleme ist im Vergleich zur letzten Befragung deutlich gestiegen. Nannten die Befragten 2018 noch durchschnittlich 2,2 dringende Herausforderungen, waren es 2023 mehr als doppelt so viele (5 Herausforderungen). Die meisten Probleme sehen die Menschen in Südafrika und Brasilien. Auf der anderen Seite der Skala stehen die Japaner, welche die geringste Zahl dringend zu lösender Aufgaben nennen.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass sich nicht mehr das eine große nationale Problem identifizieren lässt, an dessen Lösung mit vereinten Kräften gearbeitet werden kann. „Stattdessen verteilt sich die Aufmerksamkeit von gesellschaftlichen Gruppen auf mehrere Herausforderungen. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass sich Gesellschaften weiter ausdifferenzieren. Politik und Wirtschaft stehen vor der schwierigen Aufgabe, auf die vielen Krisen zu reagieren und gleichzeitig die unterschiedlichen Bedürfnisse und Prioritäten der verschiedenen Gruppen unter einen Hut zu bringen“, meint Dr. Andreas Neus, Co-Autor der Studie und Geschäftsführer des NIM.

Zur Studie

Die „Challenge of Nations“-Studie wird vom NIM seit 1985 durchgeführt. Dabei werden Menschen bevölkerungsrepräsentativ und ohne Antwortvorgaben nach den dringendsten Aufgaben gefragt, die heute in ihrem Wohnsitzland zu lösen sind. Für die diesjährige „Challenges of Nations“-Studie wurden 8.008 Personen im Alter von 16 bis 59 bzw. 69 Jahren in acht Ländern befragt. Sie stehen repräsentativ für rund 675 Mio. Menschen. Die Befragung wurde im Zeitraum 25.04.2023 bis 11.05.2023 von GfK durchgeführt. Die Ergebnisse bieten eine verlässliche, datengestützte Entscheidungsgrundlage für Wirtschaft und Politik. Die Studie steht kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Autorinnen und Autoren

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Research Communication Manager

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