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Studie: Zwischen Wahrheit und Lüge. Wie die Gesellschaft Fake News wahrnimmt und wie sie damit umgeht (NIMpulse 6)
DownloadNürnberg Institut für Marktentscheidungen (2024). Zwischen Wahrheit und Lüge. Wie die Gesellschaft Fake News wahrnimmt und wie sie damit umgeht. NIMpulse 6.
2024
Zwischen Wahrheit und Lüge
Durch Internet und soziale Medien verbreiten sich Wissen, Nachrichten und Botschaften schneller und weiter als je zuvor. Die Technologien erleichtern aber auch die Verbreitung von Fake News. Gemeint sind damit Desinformationen sowie Falschinformationen, denen eine bewusste Täuschungsabsicht zugrunde liegt.
Laut Weltrisikobericht 2024, für den knapp 1.500 Fachleute verschiedener Sparten vom Weltwirtschaftsforum befragt wurden, liegt in Falsch- und Desinformationen das derzeit größte Risiko für die Weltbevölkerung.
Und – das zeigt die vorliegende Studie, die in Kooperation von NIM und BR24 #Faktenfuchs entstand – auch die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sehen in Desinformation ein großes gesellschaftliches Problem.
Die Key Insights:
- Eine deutliche Mehrheit der Deutschen sieht in Falsch- und Desinformationen ein großes gesellschaftliches Problem. Etwa jeder Dritte gibt sogar an, dass Falsch- und Desinformationen Auslöser für Streit unter Freunden oder in der Familie waren.
- Falsch- und Desinformationen werden vor allem in den sozialen Medien verortet. Jeder vierte Deutsche glaubt aber auch, dass falsche und irreführende Informationen vor allem von den arrivierten Medien verbreitet werden.
- Falsch- und Desinformationen verändern den Umgang mit Medien. Viele Deutsche geben an, Nachrichten und deren Quellen nicht nur genauer zu überprüfen, sie berichten auch über einen allgemeinen Vertrauensverlust.
- Die Mehrheit der Deutschen ergreift Maßnahmen, um den Wahrheitsgehalt von Nachrichten zu überprüfen. Nur eine Minderheit geht aber auch selbst aktiv gegen Falsch- und Desinformationen vor.
- Eine große Mehrheit wünscht sich ein stärkeres Vorgehen gegen Falsch- und Desinformationen. Was die Zuständigkeit betrifft, so handelt es sich aus Sicht der Deutschen um eine Gemeinschaftsaufgabe.
Problem Fake News
Etwa jeder zehnte Befragte ist der Ansicht, dass Falsch- und Desinformationen kein Problem sind. 22 Prozent haben hierzu keine klare Meinung.
Unterschiede sind nach Alter der Befragten festzustellen. So scheinen Fake News für Jüngere eine geringere Rolle zu spielen. Nur jeder Zweite aus der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen sieht darin ein (sehr) großes Problem, verglichen mit ca. 80 Prozent der über 60-Jährigen.
Zwar sehen Jüngere im Vergleich zu Älteren in Desinformation seltener ein großes gesellschaftliches Problem. Dafür sind irreführende Meldungen bei Jüngeren sehr viel häufiger Auslöser für Streit im privaten Umfeld als bei Älteren.
Etwa 40 Prozent der Befragten zwischen 18 und 39 Jahren geben an, wegen Falschinformationen mit Freunden oder Familienangehörigen im Clinch gelegen zu haben. Bei den Befragten Ü 60 liegt dieser Anteil bei unter 20 Prozent.
Verortung von Fake News
Die Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass Falsch- und Desinformationen vor allem von Alternativmedien und Influencern verbreitet werden. Etwa 2 von 3 Befragten teilt diese Meinung, wobei zwischen sogenannten Alternativmedien und Influencern bzw. Content Creators offenbar kein großer Unterschied gemacht wird.
Immerhin jeder vierte Befragte vertritt aber auch die Meinung, dass es die arrivierten Medien (u. a. öffentlich-rechtlicher Rundfunk und überregionale Tages- und Wochenzeitungen) sind, die Falsch- und Desinformationen am stärksten verbreiten. Das Spannende daran: Unter Personen mit Abitur und solchen mit hohem Einkommen ist diese Meinung fast genauso weit verbreitet wie bei Geringverdienern und Personen mit niedrigem Schulabschluss. Damit werden arrivierte Medien, die eine herausgehobene Rolle bei der demokratischen Willensbildung spielen, gruppenübergreifend von Teilen der Gesellschaft substanziell infrage gestellt.
Konsequenzen von Fake News
Falsch- und Desinformationen haben einen Einfluss auf den Umgang mit Medien. 3 von 4 Befragten machen eine entsprechende Angabe.
Am häufigsten berichtet wird, dass Nachrichten und deren Quellen generell genauer überprüft werden. 40 Prozent der Befragten geben zu Protokoll, dass sie Medien und Social-Media-Plattformen allgemein weniger vertrauen. Immerhin 17 Prozent der Befragten verlassen sich nur noch auf Nachrichten aus bestimmten, für sie glaubwürdigen Quellen.
Eigeninitiative im Kontext Fake News
Eine Mehrheit der Befragten haben schon mal genauer überprüft, ob eine Nachricht auch wirklich wahr ist. Am häufigsten setzen sie dabei auf die Recherche via Suchmaschine. Relativ häufig werden Nachrichten auch im privaten Umfeld diskutiert.
Weniger weit verbreitet ist die Nutzung von Kommentar- und Diskussionsangeboten auf den Nachrichtenseiten, von Anfragen oder von intelligenten Chatbots wie ChatGPT.
Aktiv an der Eindämmung von Fake News teilnehmen, das tun nur die wenigsten. Wer meint, mit einer Desinformation konfrontiert zu sein, ignoriert diese oder macht nichts. Verhältnismäßig häufig (20 Prozent) wird ein Hinweis in Kommentarfeldern zur Nachricht hinterlassen mit dem Ziel, andere Nutzer zu warnen. Ähnlich häufig wird die Desinformation beim Betreiber des Mediums bzw. der Plattform gemeldet. Fast jeder Zehnte hat eine Desinformation schon mal spaßeshalber geteilt.
Bekämpfung von Fake News
Eine große Mehrheit wünscht sich ein stärkeres Vorgehen gegen Falsch- und Desinformation. Entsprechenden Handlungsbedarf sehen 72 Prozent der Befragten. Dass sie ganz aus der Welt geschafft werden können, daran scheinen aber nur die wenigsten zu glauben. Noch 36 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass gegen Falsch- und Desinformationen viel getan werden kann.
Eine Mehrheit sieht Medien und Plattformen in der Pflicht, die Verbreitung von Falsch- und Desinformationen zu unterbinden. Diese Ansicht teilt etwa jeder zweite Befragte. 42 Prozent der Deutschen finden, dass es Aufgabe von Journalisten ist, Behauptungen und Gerüchte zu überprüfen. Auch der Staat bzw. eine Behörde sowie Privatpersonen werden von vielen Befragten in die Pflicht genommen.
Autorinnen und Autoren
- Tobias Biró, Research Communication Manager, NIM, tobias.biro@nim.org
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