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E-Autos am Scheideweg. Chancen, Hürden und die Sicht der Verbraucher (NIMpulse 8)

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Zitiervorschlag

Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (2024). E-Autos am Scheideweg. Chancen, Hürden und die Sicht der Verbraucher. NIMpulse 8.

Jahr

2024

Autorinnen und Autoren
Dr. Michael K. Zürn,
Dr. Matthias Unfried,
Tobias Biró
Titel der Publikation
E-Autos am Scheideweg
Publikation
NIM Studien
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E-Autos am Scheideweg

Chancen, Hürden und die Sicht der Verbraucher

Der Automobilsektor steckt mitten in einer Transformation. Die Fahrzeuge der Zukunft sollen nicht nur sicher und vernetzt sein, sondern auch klimaverträglicher. Doch mit der Eroberung der Kundenherzen tut sich der elektrische Antrieb in Deutschland noch immer schwer.

Über die Gründe für die Kaufzurückhaltung wird viel spekuliert. Für die einen sind es die Hersteller, deren Produkte für die Kundschaft nicht attraktiv genug sind – vor allem im Vergleich zur Verbrenner-Konkurrenz. Hohe Preise, geringe Reichweiten und lange Ladezeiten stehen hier im Fokus. Andere machen in erster Linie die Politik verantwortlich. Diese hätte den Ausbau und die Organisation der Ladeinfrastruktur verschlafen. Außerdem hätte sie die Kunden mit wechselnden Förderprogrammen verunsichert.

Mit der vorliegenden Studie möchten wir die Perspektive der Verbraucher in die Debatte einbringen. Wie zufrieden sind E-Auto-Fahrer? Wo liegen die Hürden für den Kauf? Und welche Perspektiven hat die E-Mobilität? 

Die Key Insights:

  • Verbreitung von E-Autos: Stromer-Fahrer sind vor allem Personen unter 40, Trendinteressierte und solche mit höherem Einkommen. Insgesamt nutzen aber nur 10 Prozent der Deutschen derzeit privat ein E-Auto.
  • Gründe für die E-Auto-Nutzung: Aus Kundensicht entscheidend sind Förderung und Kosten, der Umwelt- und Klimaschutzaspekt, aber auch das besondere Fahrerlebnis. Vor allem niedrige Nutzungskosten binden E-Auto-Fahrer an den Antrieb.
  • Hürden bei der E-Auto-Nutzung: Reichweiten-Bedenken, und vor allem die Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos wirken sich negativ auf die Kaufintention aus. Bei vielen Hürden scheint es sich jedoch um bloße Vorurteile zu handeln.
  • Potenzial von E-Autos: Fast die Hälfte der Autofahrer kann sich die Anschaffung eines Stromers vorstellen. Die Deutschen sind auch bereit, für E-Autos mehr Geld zu bezahlen als für Verbrenner.  
  • Politik und E-Autos: Die Förderung von E-Autos ist in Deutschland stark umstritten. Den größten Rückhalt besitzt noch die Subventionierung beim Kauf. Ein Verbrennerverbot wird von einer übergroßen Mehrheit abgelehnt.

Verbreitung von E-Autos

Die große Mehrheit der Deutschen fährt aktuell ein Benzin- oder Dieselauto (86 Prozent). Jeder zehnte Autofahrer lässt sein Verbrennerfahrzeug durch einen E-Motor unterstützen, und ebenfalls jeder Zehnte nutzt derzeit ein Auto mit reinem Elektroantrieb. Die große Mehrheit der E-Auto-Fahrer (73 Prozent) hat ihr Fahrzeug neu gekauft, Gebrauchtwagen machen mit 19 Prozent noch einen geringen Anteil aus. Privat genutzte Firmenwägen sind mit einem Anteil von 7 Prozent bislang noch nicht weit verbreitet.

Gründe für die E-Auto-Nutzung

Unterschiedliche Gründe waren für die Nutzer von E-Autos bei der Anschaffung entscheidend. Darunter sind pragmatische wie staatliche Förderungen (41 Prozent) und geringe Betriebs- und Wartungskosten (36 Prozent), aber auch idealistische wie der Klimaschutz (38 Prozent) und emotionale wie das Fahrerlebnis (28 Prozent). Motive wie bereits getätigte private Infrastrukturinvestitionen (18 Prozent) und Erfahrungsberichte (21 Prozent) werden demgegenüber aktuell noch weniger häufig vorgebracht.  

Die im Vergleich geringeren Kosten bei Treibstoff, Steuern und Werkstatt sind ein häufig genannter und statistisch signifikanter Grund dafür, dass E-Auto-Fahrer wiederholt zum Stromer greifen wollen. Wer Betriebs- und Wartungskosten als Grund angibt, neigt mit anderen Worten am ehesten dazu, wieder ein E-Auto anzuschaffen. Motive wie das Fahrerlebnis und die Sorge, dass Verbrenner keine Zukunft haben, werden von Stromer-Fahrern zwar seltener vorgebracht, stellen aber ebenfalls wirkungsvolle Gründe dar, Kunden an E-Autos zu binden. 

Aus Kundensicht entscheidend sind also Förderung und Kosten, der Umwelt- und Klimaschutzaspekt, aber auch das besondere Fahrerlebnis. Eine stärkere Marktdurchdringung von E-Autos wird demnach davon abhängen, wie sich die Anschaffungs- sowie die Betriebs- und Wartungskosten entwickeln. Aber auch die Emotionen spielen für Verbraucher eine wichtige Rolle. Die staatliche Kaufprämie hat vor allem einen Effekt auf Erstnutzer von E-Autos. Für den Wiederholungsfall ist sie dagegen nicht mehr von entscheidender Bedeutung. Auch um den Staatshaushalt zu schonen, könnte eine mögliche staatliche Kaufprämie auf Erstkäufer begrenzt werden. 

Hürden bei der E-Auto-Nutzung

Die Reichweite wird von Autofahrern, die nicht E-Auto fahren, am häufigsten als Hürde für die E-Auto-Nutzung genannt (52 Prozent). 32 Prozent der Personen aus dieser Gruppe äußern auch Zweifel an der Umweltfreundlichkeit.  Die Sorge um den Wiederverkaufswert (21 Prozent) und unzureichende staatliche Subventionen spielen dagegen keine große Rolle. Dafür werden die beiden Punkte von Personen, die E-Auto fahren, vergleichsweise häufig als Problem genannt. Insgesamt äußert diese Gruppe aber deutlich weniger Kritik am E-Auto.

Den stärksten Effekt auf die Kaufintention hat die Haltung zur Umweltwirkung: Wer nicht glaubt, dass E-Autos besser für Umwelt und Klima sind als Verbrenner, möchte auch kein
E-Auto kaufen. Seltener zum E-Auto greifen auch Personen, die etwa meinen, dass die Reichweite von E-Autos unzureichend ist. Keinen Effekt auf die Kaufintention haben dagegen die Anschaffungskosten. Personen, die den Preis von Stromern als Hürde bezeichnen, werden davon also nicht vom Kauf abgehalten. 

Reichweiten-Bedenken, Bedenken bezüglich der Lade-Infrastruktur und Kritik am Anschaffungspreis – darin liegen also die am häufigsten genannten Gründe, kein E-Auto zu nutzen. Ein Drittel der Nicht-E-Auto-Fahrer äußert aber auch Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos, und damit grundsätzliche Vorbehalte. Wer diese Zweifler für die E-Mobilität gewinnen möchte, wird das nicht über technische Fortschritte an Fahrzeug und Infrastruktur alleine schaffen.

Einen Lichtblick könnte die Perspektive der E-Auto-Fahrer bieten, denn diese äußern die am weitesten verbreiteten Bedenken der Verbrenner-Fahrer nur halb so häufig. Das spricht dafür, dass es sich bei vielen Hürden um Vorurteile zu handeln scheint, die in der realen Erfahrung nur wenig Bedeutung haben.

Potenzial von E-Autos

Das nächste Auto wird für 18 Prozent der deutschen Autofahrer ziemlich oder ganz sicher ein E-Auto sein, 24 Prozent der Befragten sind sich diesbezüglich noch unsicher.

Es sind insbesondere jüngere Personen, Personen mit hohem Einkommen, und solche aus urbanen Regionen, die mit einer (erneuten) E-Auto-Nutzung liebäugeln. Bei diesen Gruppen gibt nur eine Minderheit an, auf keinen Fall als nächstes ein E-Auto nutzen zu wollen.

Hinzu kommt, dass eine große Mehrheit der E-Auto-Fahrer (64 Prozent) dem Antrieb treu bleiben möchte. Das legt nahe, dass Personen, die bereits ein Auto mit E-Antrieb gefahren sind, damit überwiegend positive Erfahrungen gemacht haben. Hybrid-Fahrer tendieren auch eher zum E-Auto als zum Verbrenner.  

Für einen neuen Wagen mit E-Antrieb sind die deutschen Autofahrer schließlich bereit, im Schnitt 36.204 Euro auf den Tisch zu legen. Damit liegt die Preisbereitschaft für E-Autos deutlich über derjenigen für Verbrenner- oder Hybrid-PKW.

Politik und E-Autos

Unterstützer (53 Prozent) und Gegner (47 Prozent) einer staatlichen E-Auto-Förderung halten sich in Deutschland derzeit in etwa die Waage.

Vergleichsweise hoch ist die Unterstützung für eine Förderung bei Menschen unter 40 Jahren (69 Prozent), bei Personen mit hohem Bildungsabschluss (61 Prozent) und bei solchen, die aktuell ein E-Auto fahren (91 Prozent). Einer Förderung skeptisch gegenüber stehen insbesondere Personen ab 60 Jahren.

Das Ranking der möglichen Maßnahmen, die die Befürworter einer staatlichen Förderung für sinnvoll halten, führt die Subventionierung des E-Auto-Kaufs an (51 Prozent). Dann folgen die Subventionierung des Ladestroms (39 Prozent) und die Subventionierung von privater Ladeinfrastruktur (37 Prozent). Das geplante Verbrennerverbot ab 2035 hat selbst in dieser Gruppe nicht viele Freunde (23 Prozent), ein späteres Verbrennerverbot hat sogar noch weniger Unterstützung (15 Prozent).

Die Politik wäre gut beraten, das geplante Verbrennerverbot zurückzunehmen. Möglicherweise würde dies zu einer Befriedung der gesellschaftlichen Polarisierung beitragen und den Weg für andere Maßnahmen freimachen.    

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